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Ältestes Bürgerhaus erzählt vom Leben in vergangenen Zeiten

Der Wissenschaft Zeugen des einstigen Alltags an die Hand zu geben, um zu erfahren, wie die Menschen in vergangenen Zeiten gelebt und gehandelt haben und warum Fortschritt möglich war, nennt Jaqueline Spitthoff als Gründe, warum der Erhalt historischer Bausubstanz wichtig ist. In ihrer Bachelorarbeit  - betreut von Prof. Manuel Thesing von der Fachhochschule Münster - hat sie die Ergebnisse ihrer Forschung über das Haus Kirchstraße 14 zusammengefasst und in einem 324 Seiten starken Buch veröffentlicht.

 

Jaqueline Spitthoff vor dem haus Kirchstraße 14. Foto: Menebröcker

Das Buch kann im Stadtmuseum Burgsteinfurt ausgeliehen werden. Dort liegt auch eine Subskriptionsliste aus, über die das Buch bestellt werden kann. Das  Haus wird ebenfalls beim Denkmaltag am 11. September 2016 Thema eines Vortrages von Spitthoff im Stadtmuseum sein.

In dem Buch werden unter anderem Vorschläge zur Instandhaltung des ältesten Bürgerhauses der Stadt, das  um 1447 bis 1465 erbaut wurde, gemacht. Dabei sollen insbesondere feuchtigkeitsregulierende Materialien zum Einsatz kommen wie Mineraldämmplatten, Kalziumsilikatplatten, Zelluloseflocken, Strohlehm, Lehmputz und Korkboden.

 „…Gallenkamp, Roslaub, Kip, Hohne, … Arning: Die Besitzer des Hauses zurückzuverfolgen war schwierig, da das Haus und das Hinterhaus einige Male die Hausnummer gewechselt haben. Auch der Zweck des Baus vor mehr als 550 Jahren ist nicht bekannt. Fest steht, Bauherr war ein Bürger der Stadt, denn nur sie besaßen das Recht, ein Haus bauen zu dürfen. Wäre er sehr wohlhabend gewesen, hätte er sich ein zweigeschossiges Fachwerkhaus oder gar einen Steinbau errichten lassen, so Spitthoff. Die Nähe zum Weinhaus (gebaut 1445) lässt vermuten, dass es sich um einen Küfer (Fassmacher) gehandelt hat. Möglicherweise war es auch ein Küster in Nachbarschaft zur Kleinen Kirche (1430 erbaut – ab 1471 vergrößert).

1796 hat der Kammer-Musicus Roslaub das Wohnhaus von einem Fassbinder erworben.

„Das Haus erzählt viel über die Baugeschichte und wie die Menschen früher gelebt haben“, so die angehende Architektin. Auch das Haus selbst ist gewachsen. So wurde 1717 auf der hinteren Grundstücksgrenze ein 5-gebinde-langes zweigeschossiges Hinterhaus errichtet – Auswirkung der steigenden Bevölkerungszahl in der Stadt? Bei dem heutigen Vorderhaus handelt es sich um ein eingeschossiges Längsdielenhaus in Fachwerkbauweise von acht Gebinden Längen und neun Metern Giebelbreite.

„Wenn historische Gebäude abgerissen werden, geht Stück für Stück ein unwiederbringliches Zeugnis der Geschichte verloren“, betont Spitthoff. Seit der Sanierung des Konzertsaales im Bagno falle es schwer, die Öffentlichkeit wieder für kleinere Profanbauten wie Bürgerhäuser zu begeistern, so die angehende Architektin weiter.

Das Haus Kirchstraße 14 ist mittlerweile  baufällig und darf nicht betreten werden.  Es stelle sich damit die Frage des Erhalts oder der Erforschung. Eine Erforschung wie das Gebäude früher ausgesehen hat, hätte zur Folge, dass es dadurch zerstört würde.

„Das Leben der ,kleinen Leute’ rückt zunehmend in den Focus der Wissenschaft“, so Spitthoff. Wie das niedere Volk gelebt und sein Brot verdient hat, was es hieß, arm zu sein, seien Fragen, die ein Bürgerhaus aufklären könne.