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Spannendes Puzzle zum Thema Schwanenburg

Von Rainer Menebröcker

Dr. Christof Spannhoff (rechts) unternahm eine spannende Reise druch die Geschichte auf der Suche nach dem Standort derSchwanenburg. Foto: Menebröcker

Der Schwan, Wappentier der Edlen von Steinfurt, ziert bis heute das Wappen des Kreises Steinfurt. „Im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts waren sie Erkennungszeichen der durch die Rüstung unkenntlich gewordenen Ritter.“ Dies berichtete Spannhoff vom Institut für vergleichende Stadtgeschichte in einer gemeinsamen Veranstaltung des  Heimatvereins Burgsteinfurt und des Kulturforums.

„Zu staatlichen Hoheitszeichen wurden Wappen dadurch, dass die adeligen Landesherren ihre Familienwappen auf Siegeln und Münzen abbildeten und damit auch Herrschaftszeichen wurden“ erklärte der Historiker wörtlich. Die landesherrlichen Familienwappen wurden somit auch Symbol für die beherrschten Territorien.

Der Steinfurter Schwan ist erstmals auf einem Siegel des Jahres 1245 nachzuweisen. Die Frage, warum die Steinfurter einen Schwan im Wappen führen, könne nur spekulativ beantwortet werden, betonte Spannhoff. Möglicherweise wählten die ersten Steinfurter Edelherren ihr Wappentier nach ihrer „Fehdelust“. Denn als die Steinfurter im 12. Jahrhundert in das Licht der Geschichte traten, befanden sie sich direkt im Konflikt mit den Edelherren von Ascheberg, der schließlich eskalierte und damit endete, dass Burg Ascheberg zerstört wurde., nannte der Historiker eine Möglichkeit. Weitere Möglichkeit: „Vielleicht waren die Steinfurter im Besitz des sogenannten Schwanenrechts, also des Rechts, Schwäne zu halten, zu fangen und zu züchten. Dieses Recht hatte im Mittelalter neben wirtschaftlichen Vorteilen vor allem einen hohen Prestigecharakter, da es zumeist nur im Besitz von Landesherren war. Die Bentheimer Grafen besaßen das Schwanenrecht nachweislich in ihrem Machtbereich. So ist anzunehmen, dass auch die Steinfurter Edelherren und späteren Grafen ein solches Recht in ihrem Herrschaftsgebiet innehatten.“

Denkbar ist auch die folgende Version:  Die Steinfurter Edelherren besaßen neben der für sie namengebenden Burg Steinfurt, also der Befestigung an einem steinernen Übergang, eine weitere Burg, die den Namen Schwanenburg trug. Auch in diesem Burgennamen könnte ein seltener männlicher Rufname Swano oder seine weibliche Form Swana vorliegen. Die Schwanenburg wäre dann also die Burg eines Swano oder einer Swana gewesen.

Der Historiker Hans Jürgen Warnecke konnte durch einen Urkundenfund wahrscheinlich machen, dass die Schwanenburg bereits 1241 existierte. Sie wurde 1343 zerstört.  Bei der Schwanenburg dürfte es sich um eine Niederungsburg in Form einer Turmburg oder einer Turmhügelburg gehandelt haben, die an der Ems in Elte lag, gesichert sind die Erkenntnisse aber nicht.

Nach dem Aussterben der meisten alten Edelgeschlechter im 11. Jahrhundert – auch die Billunger verschwanden  1106 aus der Geschichte – breiteten sich im 12. Jahrhundert in den entstandenen Freiräumen kleinere Familien aus, deren Herkunft zumeist schwer fassbar bleibt. Zentrale Bedeutung im hiesigen Bereich erlangten die Edelherren von Steinfurt, die im Jahre 1129 erstmalig zusammen mit ihrer Burg erwähnt werden. Bau und Zerstörung der Schwanenburg begründete Spannhoff mit dem Herrschaftsausbau der Bischöfe von Münster und der Edlen von Steinfurt.

Für die Abfassung seiner 1805 gedruckten Provinzialgeschichte der Grafschaft Bentheim hat Friedrich Wilhelm Ferdinand von Raet auch zahlreiche Archivalien der Grafen von Bentheim-Steinfurt benutzt. Er fand in deren Archiv eine Chronik, in der die Lage der Schwanenburg näher beschrieben wird. Sie soll sich nach dieser an der Ems befunden haben – und zwar an der Stelle, wo die Steinfurter die Fischerei zu Mesum gehabt haben.

Aus einem Schriftstück aus dem Archiv des Klosters Gravenhorst aus dem Jahr 1661 geht hervor, dass die Grafen von Steinfurt die Fischerei in der Ems besaßen, und zwar in der Nähe des sogenannten Thiemanns Kamps, berichtete Spannhoff. Es handelte sich um einen Hof, den das Kloster Gravenhorst 1262 erworben hatte und der in Elte lag. Spannhoffs Fazit: „Um die Frage nach der Lage der Schwanenburg also endgültig beantworten zu können, ist es meiner Ansicht nach unbedingt notwendig, den 1661 genannten Thiemanns Kamp genauer zu verorten. In dessen unmittelbarer Umgebung wird der Standort der 1343 geschleiften Steinfurter Schwanenburg zu suchen sein. Das ist die zukünftige Aufgabe für die ortskundigen Lokalhistoriker.“