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Als Buchstaben laufen lernten

Von Hermann-Josef Pape

"Büro einst und jetzt" - so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Stadtmuseum, die den   industriegeschichtlichen Bestand ergänzt. Darin werden vorhandene historischer Exponate und private Leihgaben gezeigt . "Drüben steht eine Melitta", sagt Josef  Haves. "Daneben eine  Mercedes." Wovon der 83-Jährige mit spürbarer Begeisterung spricht, sind nicht etwa Frauen - nein,  Josef Haves Leidenschaft gilt historischen Schreib- und Rechenmaschinen. Als Firmengründer des gleichnamigen Büroeinrichtungshauses an der Lechtestraße in Borghorst hat den heutigen Rentner die filigrane Technik schon immer fasziniert.

Josef  Haves mit einem seiner Lieblinge: eine Kugelkopf-Schreibmaschine, Baujahr 1924. Foto: Pape

Die Welt der Bürotechnik ließ den Borghorster auch im Ruhestand nicht mehr los. Josef  Haves  hat in seinem Beruf  auch Schreib- und Rechenmaschinen repariert. Er erkannte schnell, dass diese jahrhundertalte Technik bald obsolet werden würde, und begann über 20 Antiquitäten  zu sammeln. Ich habe die Maschinen nur mit unterschiedlichen Aufschlagsysteme, und das auch nur bis zum Jahr Herstellungsjahr 1949 gesammelt, denn danach sind die Gerätearten explodiert", berichtet er für seinen Fundus.

Nun hat er einige Maschinen dem Stadtmuseum zur Sonderausstellung  leihweise zur Verfügung gestellt und die  alte Technik allgemein verständlich erläutert. Alle Geräte sind schreibfähig, versichert der Spezialist. In seinen Sammelobjekten vereinigen sich wundervoll die beiden Facetten seines Berufslebens. Aus allen Blicken und Wörtern spricht die Liebe zu diesen alten Schreib- und Rechenmaschinen. Erinnert, welche wichtige Rolle die mechanischen Maschinen in der Bürogeschichte spielte. Eine serienmäßige Fertigung von Rechenmaschinen begann erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, erklärt der  Liebhaber. Die Geräte aus den 20er bis 50er Jahren des 20. Jahrhunderts dokumentieren den rasanten Wandel der Bürotechnik. Die Grundka ist für ihn eine Schönheitskönigin. Sie ist eine der ersten Schreibmaschinen mit Kugelkopftechnik  aus dem Jahre 1924 erklärt der 83-Jährige und beschreibt auch gleich die Besonderheiten dieser Maschine. Die Additionsmaschinen Melitta und Continental kennen die meisten nur noch aus uralten Filmen; ein ratterndes Gerät, vor dem Buchhalter mit ernstem  Gesicht und weißen Armschonern saßen. Bei älteren Besuchern wird der Gang durch die Ausstellung Erinnerungen an ihren längst vergangenen Arbeitsalltag wecken. Besonders die junge Generation ist angesprochen, damit sie die Schritte der Entwicklung bis zum heutigen Stand der Technik verfolgen kann. Für den Senior bedeuten die alten Maschinen die Welt- eine Welt, die er den Nachkommen unbedingt erhalten möchte. "Auch ich schreibe natürlich mit dem Computer, aber ich finde es schade, dass so viele Menschen heute nicht einmal mehr wissen, wie eine Schreibmaschine funktioniert", sagt der gelernte Büromaschinenmechaniker.


Zur Peron:

Josef Haves schloss 1951 seine Ausbildung zum Büromaschinenmechaniker ab. Nach der Meisterprüfung 1962 suchte er die Herausforderung und gründete 1965 sein Büroeinrichtungshaus. Haves ist in seiner Branche Zeitzeuge einer rasanten Entwicklung. "Die ersten Kopiergeräte funktionierten wie kleine Brandautomaten, und die Entwicklung des Faxgerätes erschien im Alltag der 60er Jahre so fern wie Jahrhunderten zuvor trommelden Naturvölkern die Erfindung des Telefons", erzählt schmunzelnd der Ruheständler mit technischer Kompetenz.